So macht Übersäuerung krank
Erst seit etwa zwei Generationen besteht ein großer
Teil unserer täglichen Nahrung aus industriell hergestellten
Lebensmitteln und unsere körperlichen
Tätigkeiten nahmen rapide ab. An beides konnten
wir uns in dieser kurzen Zeit unmöglich anpassen.
Weil schon kleinste Abweichungen des Säure-Basen-
Wertes des Blutes lebensbedrohlich werden
können, hat unser Körper umfangreiche Puffersysteme
eingebaut.
Während die Lunge die Kurzzeitregulation durch
das Abatmen von Säuren übernimmt, scheiden die
Nieren ständig Säuren aus. Ebenso die Knochen
und das gesamte fasziale Gewebe haben eine weitere,
extrem wichtige neutralisierende Funktion für
den ausgeglichenen Säure-Basen-Stoffwechsel. Unsere
heute verbreitete Ernährungsweise mit einem
hohen Anteil an tierischen Eiweißen (Fleisch, Wurst,
Käse und alle anderen Milchprodukte) bringt eine
maximal denkbare Säurebelastung mit sich. Um das
notwendige Säure-Basen-Verhältnis aufrecht erhalten
zu können, greift ein weiterer Notmechanismus:
Der Körper verwendet das Kalzium des Knochens. In
einer neueren Studie konnte nachgewiesen werden,
dass eine chronische Übersäuerung den Abbau von
Knochen fördert, den Knochen aufbauende Zellen
hemmt und zusätzlich große Mengen von Kalzium
aus den Knochen zieht. Osteoporose, die insbesondere
in den westlichen Nationen mit dem weltweit
höchsten Verzehr von Milchprodukten massiv zunimmt,
ist die Folge.
Ein weiterer Zusammenhang von großem Ausmaß
ist die verminderte Wasserbindungskapazität durch
zu viele Säuren. Das Bindegewebe besteht zu großen
Teilen aus Zucker-Eiweiß-Bestandteilen, den
Proteoglykanen. Diese Gebilde können Sie sich
vorstellen wie unendlich viele einzelne Federn. Am
Ende jedes einzelnen Federfädchens befinden sich
viele negativ geladene Gruppen, die nur darauf
warten, Wassermoleküle an sich zu binden. Diese
sorgen nämlich für Flexibilität und Elastizität des gesamten
Gewebes. Das so gebundene Wasser wird
bei mechanischer Belastung beispielsweise in den
Gelenken zum Abpuffern genutzt, indem es wie aus
einem Schwamm ausgedrückt wird. Geht die Belastung
zurück, entspannt sich die Muskulatur wieder,
die das Gelenk umgibt. Dann kann das Bindegewebe
das Wasser wieder wie ein Schwamm aufsaugen.
Und jetzt bitte genau verstehen: Befinden sich aber
zu viele Säuren im Extrazellularraum, dann binden
sich diese an die negativ geladenen Strukturen der
Federfädchen. Sie neutralisieren die Ladung und
verlieren dadurch die Wasserbindungskapazität.
Durch diesen Vorgang geht die Fähigkeit des Bindegewebes,
Wasser zu binden, verloren!
Die negativen Folgen sind vielfältig. Es kommt zu
verminderter mechanischer Abpufferung in den Gelenken,
zu einer zunehmenden Einschränkung der
gesamten Belastbarkeit und einer Verminderung der
so notwendigen Flexibilität unseres gesamten Gewebes.
Man könnte auch von einem Austrocknungsprozess
sprechen. Angefangen mit einer erhöhten
Verletzungsgefahr wird weiterhin die Signalübermittlung
blockiert. Die Zellen werden somit nicht
mehr ausreichend versorgt und entsorgt. Sicherlich
verändert sich auch die Ladung der Zellwände. Der
Weg für die Entstehung unterschiedlichster Erkrankungen
ist geebnet.
Ihre
So macht Übersäuerung krank
Dr. med. Petra Bracht – So geht Gesundheit, Mitbgegründerin der Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht, mehr Infos unter www.liebscher–bracht.com